(bwv) Mainz. „Die Absicht, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln massiv einzuschränken und in Schutzgebieten vollständig zu verbieten, können und werden wir nicht hinnehmen!“ Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV), Eberhard Hartelt, sieht in den Plänen der EU-Kommission einen ideologischen Feldzug gegen die Landwirtschaft, der aktuelle Realitäten vollständig ausblendet. Er fordert die Vertreter der Bundesländer im Vorfeld des Agrarausschusses des Bundesrates am kommenden Montag dazu auf, sich unmissverständlich dagegen zu stellen.
„Erntemengen gehen aufgrund des Klimawandels zurück, die Agrarmärkte sind aus den Fugen geraten, Lebensmittel werden als Waffe eingesetzt und die EU-Kommission will eine drastische Verringerung der Nahrungsmittelproduktion?“ Deutschland müsse hier klare Kante zeigen und dürfe keinen Zweifel daran lassen, dass sich die EU-Kommission auf dem Holzweg befindet, so Hartelt. Aktuell zeige sich auf dem Energiesektor was passiert, wenn man sich abhängig und damit erpressbar macht. Das gleiche dürfe bei der Ernährungssicherung nicht passieren.
Das angestrebte Totalverbot des Pflanzenschutzes in Schutzgebieten kommt einem Berufsverbot auf rund einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in Rheinland-Pfalz gleich und die Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln insgesamt bis 2030 ist vollkommen unrealistisch. Darüber hinaus bleibt die EU-Kommission eine Antwort schuldig, wie Betriebe bei sinkenden Erträgen und sprunghaft steigenden Kosten Geld verdienen sollen. Hartelt versteht den Zorn der Landwirte und Winzer im Land: „Versprechungen der Vergangenheit werden gebrochen, dem gesamten Berufsstand wird die fachliche Kompetenz abgesprochen, Existenzen werden gefährdet. Wir werden uns wehren!“
Der BWV-Präsident stellt klar, dass sich der Berufsstand der Herausforderungen im Hinblick auf den Klimawandel und den Erhalt der Artenvielfalt bewusst ist. Die Landwirtschaft sei hier aber Teil der Lösung. Nutzungsverbote und die Aufgabe von Betrieben als direkte Folge seien daher absolut kontraproduktiv. In Deutschland habe man in der Zukunftskommission Landwirtschaft gemeinsam mit dem Naturschutz einen kooperativen Weg eingeschlagen, der auch die Wirtschaftlichkeit der Produktion berücksichtigt. Die Verbotspolitik auf EU-Ebene trete diesen zielführenden Ansatz mit Füßen.
Die Landwirte und Winzer haben derzeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Viele Gewissheiten stehen in Frage: gelernte Marktmechanismen sind außer Kraft gesetzt, finanzieller Aufwand und Ertrag passen nicht mehr zusammen, die Witterung wird extremer, Ernteausfälle nehmen zu. Die Produktion von Lebensmitteln wird damit unkalkulierbar. Und statt zu helfen, überzieht die Politik den Berufsstand seit Jahren mit immer neuen Auflagen, Verboten und Dokumentationspflichten. „Die Betriebe werden allein gelassen und fühlen sich zurecht verraten,“ so Hartelt. „Mit dem Vorhaben der EU-Kommission zum Pflanzenschutz wird aber eine Grenze überschritten – es reicht!“