(bwv) Mainz. Mit Blick auf die Folgen des Ukrainekrieges spricht sich der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV), Eberhard Hartelt, dafür aus, Maßnahmen zu ergreifen, die helfen, die Lebensmittelversorgung in den am stärksten betroffenen Staaten sicherzustellen. „Wir sind in der Pflicht, das Produktionspotential unserer Betriebe zu steigern, um einen Beitrag zur Bekämpfung von Hunger in der Ukraine und den Ländern, die von Exporten aus der Ukraine abhängig sind, leisten zu können.“
Die Agrarwirtschaft in der Ukraine wird durch den Krieg um Jahre zurückgeworfen und wird als wichtiger Getreideexporteur aller Wahrscheinlichkeit nach längerfristig ausfallen. Dadurch sei nicht nur die ukrainische Bevölkerung akut von Hunger bedroht, sondern auch die wichtigsten Abnehmerländer in Nordafrika und Asien. Der Rest der Welt müsse daher in die Bresche springen und die Erzeugung von Grundnahrungsmitteln steigern. „Deutschland als landwirtschaftlicher Gunststandort mit fruchtbaren Böden und ausreichend Niederschlag, darf sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen“, so Hartelt.
Vor diesem Hintergrund hat sich der BWV-Präsident an die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Schmitt gewandt und sich für das temporäre Aussetzen der Stilllegung von Ackerflächen und das Überarbeiten von bestimmten Anbauvorschriften ausgesprochen. In diesen beiden Punkten hat die Ministerin bereits ihre Unterstützung signalisiert. Darüber hinaus sei es wichtig, geplante Einschränkungen beim Pflanzenschutz, die zu Ertragseinbußen führen werden, zu überprüfen.
Damit die Betriebe ihre Erzeugung aber tatsächlich ausweiten können, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die explodierenden Produktionskosten abzufangen. Wenn die Preise für Dünger, Energie und Kraftstoff weiter steigen, ist aus Hartelts Sicht nicht einmal das Produktionsniveau der Vorjahre zu halten. Ein Entlastungsprogramm für die Landwirtschaft sei daher dringend erforderlich.
Mit Sorge blickt der BWV-Präsident auch auf mögliche kriegsbedingte Ausreisebeschränkungen für polnische oder rumänische Staatsbürger, die als Saisonarbeitskräfte nach Deutschland kommen wollen. Eine Ausweitung der sogenannten 70-Tage-Regelung, die eine längere sozialversicherungsfreie Beschäftigung ermöglicht, sei daher auf den Weg zu bringen. Mit dieser Maßnahme habe man auch Engpässe bei der Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften während der Corona-Pandemie abmildern können.
Bei aller Notwendigkeit der genannten Maßnahmen ist es Hartelt wichtig, dass der bereits eingeschlagene Weg bei Förderung und Erhalt der Biodiversität weiterverfolgt wird. Zahlreiche kooperative Projekte haben nachgewiesen, dass Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Die Ernährungssicherheit müsse dabei wieder als gleichwertiges Ziel angesehen werden, auch über den hoffentlich bald kommenden Tag hinaus, an dem die Menschen in der Ukraine wieder in Frieden leben können.